Inklusion: Diese Vorteile hat ein inklusiver Kindergarten

Inklusion: Diese Vorteile hat ein inklusiver Kindergarten

Inklusion kann so viel mehr als nur verbinden. Wie das Lernen mit- und voneinander die Entwicklung unserer Kinder bereichern kann.

„Es ist normal, verschieden zu sein.“ Das Zitat des ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker können sich Integrationskindergärten auf die Fahne schreiben. Denn: In Integrationskindergärten lernen Kinder mit und ohne Behinderung gemeinsam – miteinander und voneinander.

Doch was ist eigentlich ein Integrationskindergarten? Welche Vorteile bringt dies für die Erziehung von Kindern? Nach welchem Konzept wird gearbeitet? Und wie sieht es in der Praxis aus? Wir sind allen Fragen rund um die inklusive Kita auf den Grund gegangen und haben hier alles für dich zusammengestellt.

Was ist ein Integrationskindergarten? 

In einer integrativ arbeitenden Kindertagesstätte werden neben körperlich und geistig normal entwickelten Kindern auch Kinder mit Einschränkungen in diesen Bereichen oder Kinder mit einer Behinderung gemeinsam betreut. Das sind häufig Kinder mit Down-Syndrom, hörgeschädigte Kinder, Kinder mit chronischen Erkrankungen, Wahrnehmungsstörungen oder einer Konzentrationsschwäche. Der integrative Kindergarten folgt dem Prinzip der Inklusion. Das heißt die Vielfältigkeit und Verschiedenheit der Kinder wird als gegeben gesehen, Bildung und Erziehung kommen jedem zuteil, unabhängig von den persönlichen Voraussetzungen. Kinder mit und ohne Behinderung werden also gemeinsam betreut und gefördert.

Wie sieht das Konzept aus? 

Der Grundgedanke des Konzepts eines Integrationskindergartens ist gesunde und kranke Kinder können im Miteinander voneinander lernen, jeder profitiert vom Anderen. Wenn Integration und Inklusion bereits im Kindergarten beginnen werden Berührungsängste frühzeitig abgebaut. Weitere Grundbausteine des Konzepts sind:

  • Partnerschaft aller an der Erziehung beteiligten Personen. Daher enge Kooperation mit den Eltern
  • Ganzheitliche Förderung und Erziehung der Kinder. Kinder mit einer Behinderung werden in bestimmten Bereichen gezielt geschult, aber auch Kinder ohne Behinderung erhalten Angebote, die ihre Fähigkeiten erweitern.
  • Förderung von kommunikativen und sozialen Fähigkeiten, sowie Aufbau eines sozialen Bewusstseins. Rücksichtnahme und Verantwortungsbewusstsein gegenüber schwächeren Gruppenmitgliedern werden erlernt und gelebt.

Wie sieht Inklusion in der Praxis aus? 

Die Zielgruppe in integrativen Kindergärten sind Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren. In der Regel werden in jeder Gruppe maximal fünf Kinder mit Einschränkung aufgenommen. Die gemeinsame Betreuung von Kindern mit und ohne Förderbedarf wirkt sich auch auf den Personalschlüssel aus. Dieser wird in integrativen Einrichtungen so berechnet, dass auf wenige Kinder mehr Erzieher entfallen. Speziell ausgebildete Integrationsfachkräfte gehören natürlich auch zum Team. Besonders wichtig in solchen Einrichtungen sind klare Regeln und Strukturen: Eine geregelte Bring- und Abholzeit, feste Rituale wie Morgenkreis, aber auch genügend Freispielzeit, in denen sich die Kinder nach ihren Interessen alleine oder miteinander beschäftigen können. Speziell ausgebildetes Personal, meist Erzieherinnen mit sonderpädagogischer Zusatzausbildung, kümmern sich gezielt um die Belange der Kinder mit Behinderung. Meist begleiten sie die Kindergartengruppe am Morgen, bieten gezielte Förderung an und geben Hilfestellung in Spiel- und Alltagssituationen.

Wer ist der Träger und was kostet ein Platz? 

Träger einer integrativen Kindertagesstätte können verschiedene Institutionen sein: Konfessionelle Einrichtungen, Städte und Gemeinden ebenso wie gemeinnützige Organisationen wie die AWO, Caritas oder die Diakonie. Ebenso gibt es integrative Kindergärten, die auf Elterninitiative privat gegründet wurden. Jeder Träger entscheidet deshalb auch selbst über die Kosten für den Kindergartenplatz, weshalb die Preisspanne in den Einrichtungen häufig sehr groß ist: Meist zwischen 60 und 300 Euro. Der Preisunterschied ergibt sich aus dem hohen Betreuungsbedarf der Kinder in integrativen Einrichtungen. Eine Bezuschussung zu den Kosten kann jedoch beim zuständigen Sozialministerium beantragt werden.

Chancen:

  • Kinder mit und ohne Handicap leben aktiv in der Gemeinschaft zusammen
  • Anbahnung eines positiven Sozialverhaltens
  • gegenseitige Achtung und Rücksichtnahme
  • Kinder mit und ohne Behinderung lernen voneinander
  • Erziehung zur Toleranz
  • ganzheitliche und spezielle Förderung behinderter Kinder
  • es gibt keine Ausgrenzung
  • kleine Kindergartengruppen

Schwierigkeiten:

  • hoher Personalschlüssel
  • höhere Kindergartenbeiträge als in anderen Einrichtungen
  • häufig lange Wartezeit der Integrationskinder bis zur Aufnahme
  • räumliche Bedingungen sind oft nicht behindertengerecht
  • trotz hohem Personalschlüssel mangelt es dennoch oft an ausreichend Fachkräften

Natürlich sollst du nach deinen ganz individuellen Bedürfnissen den geeigneten Kindergartenplatz suchen. Vom Konzept her arbeiten alle integrativen Kindergärten ähnlich, jedoch kommt es auch stark auf die Trägerschaft und die individuellen räumlichen und personellen Gegebenheiten an. Du solltest dich daher immer vor Ort über die Möglichkeiten der Betreuung und der gezielten Förderung informieren. Am besten ist es, wenn du dir einige Kindergärten aussuchst, einen Besuchstermin vereinbarst und dir die Einrichtungen anschaust. So kannst du im Anschluss einfacher die richtige Wahl treffen.