Die nervige Süßigkeiten-Diskussion

Die nervige Süßigkeiten-Diskussion

Mit Weihnachten standen unzählige Schokoversuchungen nicht nur vor der Tür, sondern wir waren durch Advent und Nikolaus schon längst mitten drin. Überall Naschzeug, wohin man auch sieht. Aber dieses leidige Zuckerthema! Wie eng soll man den Rahmen bei den Kleinen eigentlich spannen? Wer dreht eher durch? Die Kinder, die Süßigkeiten bekommen oder die, die keine bekommen? Unsere Gastautorin und Zwillingsmama Katrin muss sich auf der Suche nach dem richtigen Mittelweg mal ein wenig Luft machen.

Es nervt. Gemeint sind diese mittlerweile ausufernden Diskussionen um jegliche Art von Süßigkeiten für Kinder. In meiner persönlichen Wahrnehmung gibt es immer mehr Eltern, die ihren Kindern sämtliche zuckerhaltigen Lebensmittel strikt verbieten und die Kinder selbst beim Sommerfest vom Eisstand wegzerren. Als ich neulich in der Kita während des Elternabends nach der Gestaltung der Kindergeburtstage fragte, ertönte es gleichzeitig aus mehreren Mündern: Aber keine Süßigkeiten. Man könne ja auch aus Gemüse einen Kuchen backen oder Salat mitbringen. Ich habe dazu eine klare Positionierung: Meine Kinder dürfen auch mal einen Lutscher naschen und bekommen zu Ostern oder Weihnachten einen ganzen Teller voll mit Schokolade vor die Nase gestellt.

Warum werden Lutscher & Co so verteufelt?

Ich möchte an dieser Stelle keine wissenschaftliche Diskussion zum Thema Zucker oder Zuckerersatz wie Stevia eröffnen. Dazu finden sich hunderte wissenschaftlicher Abhandlungen, die mal das eine und mal das andere verteufeln. Vielmehr geht es mir um die Frage, warum viele Eltern ihren Kindern pauschal den Umgang mit Süßigkeiten verbieten und selbst zu besonderen Anlässen keine Ausnahme machen wollen. Klar – Zucker ist nicht gesund für die Zähne, aber regelmäßiges Zähneputzen ist doch ohnehin Pflicht. Und wenn Süßes dosiert und mit ausreichend Obst, Gemüse und viel Bewegung ausgeglichen wird, finde ich für mich keine Argumente, die gegen den Schokopudding nach dem Mittagessen sprechen.

Über unseren Umgang mit Süßigkeiten

Wir ernähren unsere 5-jährigen Kinder sehr gesund, verzichten auf Fleisch aus Massentierhaltung, kaufen fast alle Lebensmittel auf dem Markt von regionalen Produzenten und geben ausschließlich Wasser und Tee zu trinken. Außerdem sind wir in der dankenswerten Lage, dass beide gerne Obst und Gemüse essen. Fehlt zum Abendessen versehentlich die Gurke auf dem Teller, wird sie lautstark eingefordert. Selbstverständlich putzen die Kinder immer ihre Zähne und sind zweimal in der Woche zusätzlich zum Kindergarten noch beim Sport. Daher sehe ich keine Gefahr von Übergewicht, schlechten Zähnen oder einer Mangelernährung, die als Hauptargumente für eine zuckerfreie Ernährung von Kindern genannt werden.

Ich sehe keinen Grund darin, meinen Kindern die Freude zu nehmen, hin und wieder mal ein Gummibärchen zu essen. Ohne Frage gehört Kuchen nicht zu den gesündesten Lebensmitteln, aber in Maßen genossen, sehe ich darin keinen Gegner.

Regeln müssen trotzdem sein

Natürlich dürfen sich unsere Kinder nicht Tag und Nacht an der Zuckerbox bedienen. Wir haben klare Regeln, wann und in welchem Umfang Süßigkeiten gegessen werden dürfen. Im Alltag gibt es dafür beispielsweise kaum Gelegenheit. Die Zeit am Morgen vor dem Frühstück und am Abend vor dem Schlafengehen ist generell zuckerfrei (es gibt aber dennoch hin und wieder mal eine Ausnahme, wenn Besuch kommt und ein Stückchen Schokolade mitbringt).

Süßigkeitenzeit ist beispielsweise am Wochenende, wenn wir uns gemütlich zum Kaffee zusammensetzen oder wenn sie mal einen Kinderfilm schauen dürfen. Ich habe kein Problem mit Geburtstagskuchen im Kindergarten oder Naschkram zu besonderen Anlässen, ich kaufe meinen Kindern ein Eis im Sommer und sie dürfen auf dem Weihnachtsmarkt Schoko-Weintrauben essen. Dennoch bleibt Süßes etwas Besonderes für das Wochenende oder außergewöhnliche Anlässe.

Den gemäßigten Umgang mit Süßem lernen

Beim letzten Kindergeburtstag besuchte uns ein Mädchen, das zuhause keinerlei Süßigkeiten bekommt. Für unsere Feier hatte es eine Sondererlaubnis von den Eltern erhalten und war von dort an nicht mehr vom Geburtstagstisch wegzubekommen. Während die anderen Kinder sich einen Muffin nahmen und danach schon wieder das Interesse an den Leckereien am Tisch verloren, klebte dieses Kind fasziniert am Kuchenbuffet. Es brachte keine Motivation auf, mit den anderen Kindern zu spielen. Ich musste irgendwann eingreifen und Kuchen & Co. wegstellen, damit ihr nicht schlecht wurde. Aber was sagt mir eine solche Situation als Mutter? Das Kinder aus meiner Sicht nicht zwanghaft ferngehalten, sondern den gemäßigten Umgang mit Süßem lernen sollten.

In unseren Kinderzimmern stand ewig noch Schokolade vom letzten Weihnachtsteller. Wir haben mit unserem Sohn und unserer Tochter besprochen, dass die Teller als Teil der Geschenke auch in ihren Zimmern stehen dürfen. Aber: Bevor genascht wird, muss gefragt werden. Das hat bislang sehr gut geklappt. Klar gibt es lange Gesichter, wenn die Antwort mal Nein lautet – aber sie wird akzeptiert. Und genau das finde ich, ist der springende Punkt. Für mich ist es weder der richtige Weg, Kinder vollständig auf Süßigkeitenentzug zu setzen, noch ihnen freien und maßlosen Zugang dazu zu ermöglichen. Ich gehe zuhause den Goldenen Mittelweg und werde auch zum nächsten Kindergeburtstag keinen Salat anrichten, sondern einen Papageienkuchen mit Zuckerguss backen.

Photo by Danielle MacInnes on Unsplash