Wieso, weshalb, warum?

Wieso, weshalb, warum?

Ob man nun gläubig ist oder nicht, irgendwie ist und bleibt Weihnachten doch einfach eine große Sache für uns alle. Vor allem, wenn kleine Kinder im Haus sind. Die Geschichte von Weihnachten gehört in gewisser Weise zu unserem Kulturgut und darf doch eigentlich nicht durch Konsumwahn völlig in Vergessenheit geraten. Weihnachten kann so viel mehr sein, als einfach nur Geschenke en masse – und ist es zum Glück auch. Und plötzlich kommt sie bei den Kleinen vielleicht sowieso. Die Frage, warum wir Weihnachten eigentlich feiern. Was wird in den kommenden Tagen genau gefeiert und warum gibt es das überhaupt alles? Nimm dir die Zeit, mit deinem Kind über Weihachten zu reden. Lass es teilhaben an einer Geschichte, die irgendwann vielleicht gar nicht mehr erzählt wird. Um die richtigen, kindgerechten Worte zu finden, hat uns Priska Lachmann, Theologin, freie Journalistin, Autorin und Bloggerin auf mamalismus.de, etwas unter die Arme gegriffen. Denn die einfachsten Kinderfragen sind für uns Eltern oft gar nicht so leicht zu beantworten. 

Weihnachten verbinden wir mit dem Duft von gebrannten Mandeln, mit Weihnachtsmarktbesuchen, einem Adventskranz, Geschenken, Familie, einem Weihnachtsbaum und vielleicht noch Lebkuchen, Weihnachtsfeiern, vielen glitzernden Lichtern und dem besten Essen des ganzen Jahres. Doch warum feiern wir überhaupt Weihnachten? Wieso steht über der Krippe bei Oma und Opa so ein großer Stern und warum ist der eine, heilige König aus Afrika? Gar nicht so einfach und kindgerecht zu beantworten, oder? Deshalb habe ich dir ein paar Antworten formuliert, die du zusammen mit deinem Kind lesen kannst.

1. Was feiern wir eigentlich zu Weihnachten?

Diese Frage ist der Klassiker aller Weihnachtsfragen, aber jeder zehnte Deutsche kennt laut einer Forsa Umfrage die Antwort darauf nicht! Zu Weihnachten feiern wir die Geburt Jesu. Das ist quasi eine Geburtstagsfeier. Viele Menschen glauben, dass Jesus als Sohn Gottes und Retter der Menschen auf die Erde kam, um den Menschen Gottes Liebe zu zeigen.

Auch wenn man nicht an Gott glaubt, feiern die Menschen trotzdem meist Feste, die in das Kirchenjahr fallen, freuen sich an Feiertagen, die christlichen Ursprung haben und genießen die freie Zeit. Weihnachten kann man auch als „Fest der Liebe und des Friedens“ feiern und nicht unbedingt als Geburtstag Jesu Christi. Der Ursprung des Festes liegt allerdings genau da.

Jesus, der Sohn Gottes kam als Mensch auf die Welt. Natürlich ist Jesus nicht wirklich am 24.12. geboren. Früher, schon im alten Ägypten, feierten die Menschen am 24.12. den Sonnengott Sol. Dieser Geburtstag wurde in den Geburtstag von Christus umfunktioniert (als Information für die Eltern: Im Jahr 313 rief Kaiser Konstantin Religionsfreiheit aus und lud 325 zum Konzil von Nicäa ein. Daraufhin wurde die Bedeutung des Tages geändert). Denn die Menschen die glaubten, dass Jesus der Sohn Gottes sei, wollten nicht gern einem Sonnengott die Ehre geben, sondern lieber Jesus. Also entschieden sie, Jesu Geburtstag an genau diesem Tag zu feiern. Weihnachten war aus dem Geburtstag des heidnischen Sonnengottes geboren.

2. Warum ist da ein Stern über dem Stall?

Der so genannte „Weihnachtsstern“ mit dem langen Schweif wird in der Form, wie wir ihn immer malen und sehen, nicht über der Krippe in Betlehem gestanden haben. Laut der biblischen Geschichte muss es aber ein sehr heller und großer Stern gewesen sein. Er stand genau dort, damit die Sterndeuter den Weg zu Jesus fanden. Diese so genannten Sterndeuter wurden durch den Stern auf die Geburt des Königs aufmerksam. Viele Prophezeiungen waren in den Jahren vorher erklungen, die sie wahrscheinlich kannten. Es gibt verschiedene Erklärungen zu dem Stern. Es könnte eine Planetenkonjunktion gewesen sein. Aber er hatte einen sehr seltsamen Verlauf, denn der Stern ging vor den Weisen her und führte sie direkt in das Haus von Maria, Josef und Jesus. Es war also ein Wunderstern.

3. Wie heißen denn die heiligen 3 Könige?

Die heiligen 3 Könige sind eigentlich keine Könige, sondern waren Sterndeuter, so genannte Astrologen, oder „weise Männer“ wie es in einigen Bibelübersetzungen heißt. Eigentlich im griechischen Ausgangstext Μάγοι, Magoi, wörtlich „Magier“. Man weiß auch gar nicht genau, wie viele es waren. Vielleicht waren es auch heidnische Priester. Wegen ihrer seherischen Fähigkeiten wurden diese oft als Berater des Königs beschäftigt. Die Kirche dachte sich dann im 6. Jahrhundert, dass es nicht so glücklich wäre, die Überlieferungen so stehen zu lassen und machte aus den Astrologen und Zauberern „3 heilige Könige aus dem Morgenland“. Sie gaben ihnen sogar Namen: Caspar, Balthasar und Melchior. Das ist aber tatsächlich ausgedacht und findet man so nicht in der Bibel.

Die „Könige aus dem Morgenland“ kamen aus weiter Ferne angereist. Auf Bildern sieht man immer Kamele, das kann schon durchaus möglich sein. Gemeint ist mit dem Morgenland der heutige „nahe Osten“, also Länder Vorder- und Mittelasiens: die Türkei, der Iran und Afghanistan sowie Nordafrika.

Die Könige mussten sehr lange reisen. Von der Türkei bis nach Betlehem sind es zu Fuß 228 Stunden. Als die Sterndeuter in Betlehem ankamen, wohnten Maria, Josef und Jesus übrigens gar nicht mehr in einem Stall, sondern waren in der Zwischenzeit in ein Haus gezogen. Wenn man altgriechisch versteht, kann man das so in den ganz alten Bibeln nachlesen. Die wurde nämlich in altgriechisch geschrieben.

4. Warum bringen sie Gold, Weihrauch und Myrrhe?

Die Geschenke symbolisieren drei verschiedene Dinge, die Jesus als Person einnimmt: Er ist König, göttlich und sterblich zugleich.

Gold war damals so kostbar wie heute. In der Antike übergaben zusätzlich dazu, unterlegene Herrscher eines Krieges ihre Goldschätze an den Sieger.

Weihrauch stammt aus einem Harz des Bosweliabaums und wird in einem Gefäß verbrannt. Diese Bäume stehen in Ländern wie Somalia, Sudan, Eritrea, Oman und Jemen. Weihrauch duftet sehr gut! Im heidnischen Glauben sollte das „Ausräuchern“ eines Hauses die bösen Geister vertreiben.

Myrrhe (nein, nicht Möhre!) war damals sehr kostbar und galt als Medizin. Sie wurde zum Einbalsamieren der Toten genutzt, um sie vor dem Verwesen zu schützen.

5. Warum haben wir einen Weihnachtsbaum?

Schon vor vielen Jahrhunderten waren Pflanzen, die niemals ihre Blätter abwarfen, in heidnischen Kulturen ein Symbol für Fruchtbarkeit und Lebenskraft. Die Germanen haben früher zur Wintersonnenwende Tannenzweige an öffentlichen Orten und vor ihren Häusern platziert.

Im Christentum versinnbildlichte der Tannenbaum ursprünglich den Baum des Paradieses. Dieser Baum wird in der Urgeschichte der Bibel erwähnt, als Adam und Eva eine Frucht vom Baum der Erkenntnis gegessen hatten, verbotenerweise, und deshalb aus dem Paradies fliehen mussten. Weil viele Menschen damals weder lesen noch schreiben konnten, wurde diese Geschichte symbolisch dargestellt. Dafür brauchte man aber einen Baum, der auch am 24. Dezember noch grün war. Und da gab es eben den Tannenbaum. An den Baum hängte man rote Früchte, als Symbol für die Frucht, die Eva verführte. Die einzigen Früchte, die um diese Zeit in Deutschland noch gut aussahen, waren Äpfel. Die Vorgänger der heutigen, manchmal noch roten, Christbaumkugeln.

Der erste Weihnachtsbaum in Wien wurde im Jahr 1816 von einer so genannten Henriette von Nassau-Weiburg, das war die Ehefrau vom Erzherzog Karl, aufgestellt. Zum weltweiten Festsymbol, so wie wir den Weihnachtsbaum heute kennen, wurde er erst im 20. Jahrhundert.

6. Wieso haben wir einen Adventskranz?

Ein Adventskranz ist traditionell rund, geschmückt mit Tanne und hat vier rote Kerzen. Viele Familien haben inzwischen ganz individuelle Kränze. Bunt, weiß, eckig oder nur dünne Kerzen in Kerzenständern. 1839 wurde der Adventskranz von dem sehr bekannten, evangelisch-lutherischen Theologen Johann Hinrich Wichern eingeführt, womit er Straßenkindern die Zeit bis Weihnachten erklären und verkürzen wollte. Seinen Adventskranz platzierte er auf einem alten Rad einer Pferdekutsche und setzte 28 Kerzen darauf: 24 kleine rote und vier dicke, weiße. Die vier weißen Kerzen standen für die Adventssonntage. Das wir heute nur noch 4 Kerzen haben, hat einen ganz einfachen Grund: Welcher Mensch hat schon Platz in seiner Wohnung für ein riesiges Wagenrad mit 28 Kerzen?