Wenn der Partner kein Kind mehr möchte

Wenn der Partner kein Kind mehr möchte

Wir haben vor kurzem über den richtigen Zeitpunkt für das zweite Kind berichtet. Den es natürlich nicht gibt. Denn für jede Familie ist es sicherlich ein anderer. Doch viel schwieriger als den richtigen Zeitpunkt zu finden, ist es, den Partner von einem zweiten Kind zu überzeugen, das dieser sich vielleicht gar nicht wünscht, du dich selber aber so sehr danach verzehrst. Schön, wenn sich Eltern einig sind oder einfach beide die Natur oder das Schicksal entscheiden lassen wollen. Blöd, für die, die ihre gesamte Lebensplanung hinterfragen, weil das Thema zu einem ernsten Problem in der Partnerschaft geworden ist. Denn was tun, wenn die Frage ab einem bestimmten Zeitpunkt wie ein Keil durch den Familienalltag verläuft? Und du vielleicht auch noch das Gefühl hast, die Zeit läuft dir davon!

Simone ist Mama einer Tochter und steht gerade genau an diesem Punkt. Sie ist aufgewühlt und unentschlossen wie es weitergehen soll und sie hinterfragt. Denn sie ist sich der Folgen von der Entscheidung heute für die gemeinsame Zukunft bewusst.

Lest ihre Geschichte und wenn ihr mit Simone eure Gedanken teilen wollt, weil ihr vielleicht in einer ähnlichen Situation seid oder ihr einfach raten möchtet, schreibt uns gerne und wir leiten es weiter: redaktion@socialmoms.de oder meldet euch bei Simone via Instagram: @hippymaedchen.

Ich bin Simone, 39 Jahre alt und glückliche Mama einer 19 Monate alten Tochter aus München. So spät bin ich Mutter geworden, weil ich meinen Partner erst spät kennengelernt habe.

Ich wollte immer zwei Kinder

Schon als Kind und junge Frau war mir bereits immer klar, dass ich mir eine Familie mit zwei Kindern wünsche.

Ich bin selbst mit zwei älteren Brüdern aufgewachsen. Das war für mich fantastisch. Das kleine Nesthäkchen. Und als meine Mutter starb, hatte ich für mich vom Gefühl her verstanden, wieviel es wert ist, Geschwister zu haben.

Ich habe mit meinem Partner beim Kennenlernen darüber gesprochen, dass ich mir zwei Kinder wünsche, und dass wir aufgrund meines Alters auch sehen müssen, wie wir das zeitlich hinbekommen. Und da er selbst auch einen Bruder hat, war das auch nie wirklich ein großes Thema.

Aber ich habe auch bereits beim ersten Versuch gesagt, dass ich es irgendwie in den Himmel lege, ob mir mein Wunsch erfüllt wird. Mir war immer klar, wenn es aus irgendeinem Grund nicht funktioniert, dann kann ich das akzeptieren.

Wenn es anders kommt, als erwartet

Und dann kam unser erstes Kind.

Die Schwangerschaft war schön und glücklich, aber nicht einfach. Körperlich hat sie mich ganz schön hergenommen. Ich habe fast 30kg zugenommen (sehr sehr viel Wasser), hatte Schwangerschaftsdiabetes und am Ende eine nur durch mein gutes Körpergefühl, früh genug entdeckte Schwangerschaftsvergiftung. Die schwere Form des HELLP-Syndroms, die zur Müttersterblichkeit führen kann. Die Geburt wurde eingeleitet.

Aber die Geburt war fantastisch, genau so wie ich sie mir gewünscht habe. Nicht leicht, aber auf natürlich Weise (es wäre fast ein Kaiserschnitt geworden).

Die Schwangerschaftsvergiftung hatte im Wochenbett nochmals ihren Höhepunkt. Mir ging es nicht gut. 

Das alles führte dazu, dass ich erstmal gesagt habe, jetzt kann ich mir kein zweites Kind vorstellen. Vor allem weil unsere Tochter sehr Mama-bezogen war.

Schon nach ein paar Monaten hatte ich aber alle Erlebnisse verdaut und mit meiner Frauenärztin gesprochen, die mir für eine zweite Schwangerschaft Mut gemacht hat. Keine Schwangerschaft gleicht der anderen, meinte sie, und da wir jetzt wissen, wie mein Körper darauf reagieren könnte, kann man auch medizinisch besser und intensiver begleiten.

Mit diesem Mut wollte ich es wieder angehen. Habe uns aber auch bis zum ersten Geburtstag Zeit gelassen. Denn mir war auch wichtig, dass wir uns als Paar nicht verlieren. Immer mal wieder habe ich es angesprochen.

Er will kein weiteres Kind!

Und irgendwann hat mein Mann dann zu mir gesagt, dass er glaubt, kein zweites Kind mehr zu wollen. Er ist zufrieden mit einem Kind. Außerdem macht er sich Gedanken über eine weitere Schwangerschaft und eben den Folgen die diese haben könnte. Er schiebt vor, dass es finanziell nicht geht, dass wir uns dann nichts mehr leisten könnten, da es ja jetzt bereits in München nicht einfach ist. Und außerdem soll ich glücklich sein mit einem Kind, denn es gibt Paare, die können überhaupt keine Kinder bekommen.

In meinem Kopf schwirrt der Gedanke, dass ich so rational ein Kind nicht diskutieren kann. Für mich ist das ein sehr irrationaler Gedanke. Ein Gefühl. Es hat noch eine weiteres Kind Platz im Herzen und der Familie. Und ich wünsche mir, dass unsere Tochter das Glück erfahren darf, mit einem Geschwisterkind aufzuwachsen. Lieber verzichte ich auf etwas und unser Kind wird die ersten Lebensjahre auch überstehen, wenn es keine Fernreisen unternimmt.

Und ich bin glücklich und dankbar über dieses eine Kind! Sehr! Sie ist mein größter Schatz!

„Es verletzt mich von meinem Partner zu hören, ich wäre nicht zufrieden mit dem was ich habe. Oder ich würde unser Kind nicht schätzen.“

Wie kann unsere Beziehung so weitergehen?

Und jetzt kommen mir selbstverständlich auch der Gedanke in den Kopf, wie die Beziehung unter diesen Umständen weitergehen kann. Was bedeutet eine Partnerschaft, wenn ein Herzenswunsch nicht erfüllt werden kann? Wieviel Liebe ist (noch) da für den Partner? Ist mir die Partnerschaft so viel wert, vielleicht sogar mehr wert als mein Herzenswunsch? Und gleichzeitig die Frage, warum ihm die Partnerschaft nicht soviel wert ist, mit mir diesen Herzenswunsch anzugehen?

Ich kann ihn mit all seinen Punkten schon verstehen, aber sie spiegeln nicht das wieder, was ich bin und denke und fühle.

Ich möchte nicht mit 70 auf der Parkbank neben meinem Partner sitzen und ihm Vorwürfe machen, weil ich meinen Herzenswunsch für ihn auf Eis gelegt habe (mein Argument war auch, ich möchte es wenigstens mit einem zweiten Kind probieren, wenn der Himmel nicht will, dass ein Zweites zu uns kommt, dann kann ich damit leben, aber wenn mein Partner etwas von mir verlangt, dann tue ich mich damit schwer). Und so geht es ihm ja auch. Ich kann ja nichts von ihm verlangen, was er nicht möchte.

Ein unmöglicher Nenner

Für mich scheint es gerade unmöglich auf einen Nenner zu kommen.

Ich habe gefühlt nicht ewig Zeit. Auch wenn mir meine Frauenärztin Mut gemacht hat, so wird eine Schwangerschaft je älter die Frau ist, nicht einfacher.

Eine schwierige Entscheidung

Ich überlege hin und her was ich machen soll. Soll ich alles aufgeben? Mich trennen? Oder soll ich in Kauf nehmen, dass wir uns mit 70 oder vielleicht sogar mit 50 nur noch streiten, weil ich enttäuscht bin von mir und auch von ihm? 

Aber wenn ich mich trenne, dann stehen ja die Chancen für ein zweites Kind eigentlich sowieso bei Null.

Ich hätte gerne so einen kleinen Funken Hoffnung. Aber den finde ich momentan nicht.

Ach so, ja, man könnte ja auch auf die Idee kommen, es als Frau einfach darauf anzulegen. Aber erstens bin ich das nicht (das macht die Situation nicht unbedingt besser) und zweitens ist mir bei den ständigen Diskussionen auch irgendwie die Lust vergangen. 

Foto: Simone privat